Mittwoch, 2. Juni 2010
Deine Stimme für längeres gemeinsames Lernen
Eine gemeinsame Erklärung von Die Linke.SDS, CampusGrün, Regenbogen/Alternative Linke und der Piraten Hochschulgruppe
Das deutsche Schulsystem ist weltweit eines der sozial selektivsten. Nirgendwo sonst ist der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungschancen so stark wie in Deutschland. Der Schulerfolg eines Kindes hängt hier immer noch maßgeblich vom sozialen Status der Eltern ab. Dazu tragen das gegliederte Schulwesen und die frühe Selektion in starkem Maße bei, wie verschiedene internationale Studien beweisen.
Kinder werden in Deutschland sehr früh auf verschiedene Schularten separiert. Dies wurde vor drei Jahren auch vom UN-Sonderberichterstatter für Bildung Vernor Muñoz kritisiert. Er bat die deutsche Regierung darum, „das mehrgliedrige Schulsystem, das sehr selektiv und sicher auch diskriminierend ist, noch einmal zu bedenken“.
Die Befürchtung, dass gemeinsames Lernen die leistungsstärkeren SchülerInnnen bremse, ist zumindest (erziehungs-)wissenschaftlich längst widerlegt. Dies war auch ein Ergebnis der Fachtagung zur Primarschule an der Uni Hamburg am 21.04.2010.
Streit um längeres gemeinsames Lernen auch in Hamburg
Am 7. Oktober 2009 wurde von der Hamburger Bürgerschaft die von der schwarz-grünen Koalition eingebrachte Schulreform verabschiedet. Kern dieser Reform ist die Einführung der sechsjährigen Primarschule. An die sechsjährige Primarschule werden sich zwei weiterführende Schulformen - die Stadtteilschule und das Gymnasium - anschließen. Beide Schulformen können mit dem Abitur abgeschlossen werden, die Stadtteilschule nach sieben, das Gymnasium nach sechs Jahren.
Dagegen regte sich Widerstand von konservativer Seite. Die Initiative „Wir wollen lernen“ um den Blankeneser Anwalt Dr. Walter Scheuerl begann, sich mit viel Geld für die Beibehaltung der frühen Selektion in der Schule einzusetzen. Sie strengte ein Volksbegehren gegen diese Reform an und war damit letztlich erfolgreich. Sie führte zu einer Nachverhandlung an deren Ende ein Kompromiss stand, der zwar nicht von Scheuerl & Consorten, dafür aber von allen in der Bürgerschaft vertretenen Fraktionen mitgetragen wird. Es wird zu einem Volksentscheid kommen, der am 18. Juli stattfindet. Bereits ab Anfang Juni kann schon per Briefwahl abgestimmt werden.
Gegenstand des Kompromisses sind jedoch neben der Einführung der Primarschule, noch weitere sinnvolle Änderungen. So soll das Büchergeld und das Sitzenbleiben zugunsten individueller Förderung abgeschafft werden und die Klassengrößen sollen verringert werden (höchstens 23 SchülerInnen, oder 19 in sozial schwächeren Stadtteilen).
Deine Stimme für die Schulreform!
Es geht bei dem Volksentscheid um eine richtungsweisende Frage, die über die Grenzen Hamburgs hinaus Bedeutung haben wird. Es geht letztlich nur um einen kleinen Schritt für Bildungsgerechtigkeit, aber sollte es „Wir wollen Lernen“ gelingen, diese Reform zu verhindern, würde eine grundlegende Reform des Schulsystems bundesweit auf Jahre erschwert werden.
Wir rufen daher dazu auf, über die geplante Reform der Hamburger Schulen zu informieren und beim Volksentscheid gegen die Vorlage der Initiative „Wir wollen lernen“ und für den einstimmigen Beschluss der Hamburger Bürgerschaft zu stimmen.
Infos rund um die Schulreform:
• Infobroschüre des Hamburger Senats zur Schulreform:
http://schulreform.hamburg.de/contentblob/1570664/data/broschuere-schulreform.pdf
• Homepage des überparteilichen Bündnisses „Chancen für alle - Hamburger Allianz für Bildung e.V.“:
http://www.die-schulverbesserer.de/
• Panorama-Beitrag zu „Wir wollen lernen“:
http://daserste.ndr.de/panorama/media/panorama408.html
• Fachtagung zur Primarschule am FB Erziehungswissenschaft (21.04.2010): http://www.epb.uni-hamburg.de/de/node/3669
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