Donnerstag, 25. November 2010

Wochenendseminar: Jetzt anmelden

Flyer in der Woche 22. - 26.11

Kürzlich beim Fussball-Gucken: “Ey, hast Du mitbekommen, dass Mesut Özil so nen Preis für Integration bekommen hat? Das ist doch bescheuert. Hast Du den mal reden hören? Der kennt gar keine Artikel – der ist doch nicht integriert!” Diese Aussage ist nicht erfunden. Sie zeigt in krasser Weise auf, wie Menschen aus der weißen deutschen Mehrheitsgesellschaft Mitbürger_Innen die Zugehörigkeit zu dieser Gesellschaft absprechen wollen. Hier vermischt sich die Einbildung, dass nur der korrekte Sprachgebrauch der gebildeten Schichten zu akzeptieren ist (vgl. Piere Bourdieu “Die feinen Unterscheide”) mit rassistischen „Erklärungsmustern“. Denn würde Mesut Özil Kevin Müller heissen, würde ihm seine angeblich fehlende “Integration” nicht vorgeworfen und seine Zugehörigkeit zur Gesellschaft gewiss nicht abgesprochen werden.

Dass es sich bei diesen Äußerungen um eine Form des Alltags-Rassismus handelt, ist wichtig zu betonen. Rassismus hat mitnichten nur irgendwas mit Nazis, die Migrant_Innen verprügeln, zu tun. Die Friedrich-Ebert-Stiftung wies vor kurzem in einer Studie nach, dass große Teile der „Mitte der Gesellschaft“ rassistische Aussagen (vor allem gegenüber „den Muslimen“) zustimmen.

Medien und Politik heizen den von ihnen teils selbst heraufbeschworenen Rassismus weiter an, wenn sie in unverantwortlicher Weise davon sprechen, dass Mitbürger_Innen, die „etwas seltsam aussehen“ oder „nur Arabisch oder eine Fremdsprache sprechen, die wir nicht verstehen“ verdächtig seien (Berlins Innensenator Körting (SPD) am 18.11.). Gleichfalls ist das Gerede über angeblich konkrete Anschlägpläne in Deutschland interessanter Weise genau zur Innenministerkonferenz publik gemacht worden. Dies führte dazu, dass etliche Law And Order-Innenminister sofort die verfassungsrechtlich illegale Vorratsdatenspeicherung einforderten oder härtere Strafen für „Integrationsverweigerer“ gleich mit. Das ist kein Zufall, sondern eine perfide Weise die Öffentlichkeit zu beeinflussen. Die Angst der Menschen wird angestachelt, so dass sie mit immer größeren Einschnitten demokratischer Rechte „zu ihrer eigenen Sicherheit“ einverstanden sind, während gleichzeitig Sündenböcke für alle Formen von Ängsten (bspw. vor sozialem Abstieg) gesucht werden. Diese Sündenböcke werden seit einigen Jahren verstärkt in Menschen, die als “muslimisch” wahrgenommen werden, „gefunden“.

Es ist dringend geboten diesen Tendenzen in der Gesellschaft etwas entgegen zu stellen. Deshalb findet vom 10. - 12. Dezember 2010 an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften HAW Hamburg ein Wochenendseminar zum Thema „Antimuslimischer Rassismus“ statt. Hier soll geklärt werden was Rassismus überhaupt ist und wie er funktioniert. In Vorträgen und Workshops soll ein differenzierter Rassismusbegriff erarbeitet und für die aktuellen Ausdrucksweisen des antimuslimischen Rassismus sensibilisiert werden. Programm und Infos unter http://wochenendseminar.blogsport.de Zur Anmeldung eine Mail an wochenendseminar@gmx.de

Das Seminar wird organisiert von den GEW-Studis, dem AStA der Hochschule für Angewandte Wissenschaften und Die Linke.SDS.

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